True Crime (US 1999)

True Crime - Clint Eastwood schafft es einem Werk mit Thema Todesstrafe und fälschliche Verurteilung tatsächlich den Stempel Komödie aufzudrücken - inoffiziell versteht sich. Der Meister von Filmen der 10er Kategorie wie Mystic River, Der Fremde Sohn oder Million Dollar Baby hat mit diesem Film sehr überraschend eine Bruchlandung hingelegt. Aber wie das ganze? Sind es die Schauspieler? Ist es vielleicht der stumpfe Plot? Wirken die Kulissen deplaziert? Nein, dass ist es alles nicht. Das Problem dieses Filmes ist ganz einfach Clint Eastwood selber. Ein Mann mit Aussehen eines 70 Jährigen soll der große Hengst im Büro sein und Ehefrauen ausspannen? Das wirkt in jeder Szene so deplaziert, dass man nur noch schmunzeln kann. Die Dialoge schwächeln ohne Ende. Fast wünscht man sich, dass der kauzige Clint einfach seine Magnum zückt und losschießt, aber das ist leider nicht Dirty Harry. Das ist True Crime. Ein Drama über Todesstrafe und fälschliche Verurteilung.
Fazit: Clint hat aus seinen Fehlern gelernt. Seit diesem Ding dreht er fast nur noch auf Oscar Niveau. Schön, wenn man aus Fehlern lernt.

Naja, selbst Eastwood kann nicht mit jedem Film ein zeitloses Meisterwerk erschaffen. Macht auch nichts, denn trotz einiger (bereits erwähnter) Schwächen ist dieser Film sehr viel besser als die typische, amerikanische Thriller-Dutzendware. Konventionell? Ganz sicher! Aber eben auch sehr gut gemacht, mit stimmigen Charakteren und guten Dialogen, unaufdringlicher Inszenierung und guten Darstellern. Nicht mehr und nicht weniger.

@KeyzerSoze: True Crime ist aber bei weitem nicht der einzige, seeehr konventionelle Eastwood-Film ;-)Mich hat es unterhalten, trotz deiner völlig berechtigten Einwände hat True Crime ein solides Buch und durchwegs ausgezeichnet aufspielende Darsteller zu bieten. Zu Eastwood hab ich übrigens irgendwo in einer US-Kritik gelesen, dass er erst wieder so richtig gute Filme macht, seit er es aufgegeben hat, die Hauptrolle in seinen Filmen spielen zu wollen, sondern diesen Part eher anderen überläßt. Das find ich dann doch etwas zu spitz, aber es hat was.

Ich frage mich was Eastwood bei diesem Film geritten hat? Ich meine, ein Mann der großartige Werke wie Perfect World, Mystic River, The Outlaw Josey Wales oder Million Dollar Baby schuf, der kann doch nicht für so ein langweiliges 08/15-Vehikel verantwortlich sein? Nicht nur, dass hier wirklich alles nach Schema F und das Finale derart klischeehaft abläuft, auch Eastwoods Spiel lässt zu wünschen übrig, von der unoriginellen Inszenierung ganz zu schweigen. Das hört sich jetzt sicher schlecht an als der Film eigentlich ist, aber von Eastwood muss man eigentlich schon mehr erwarten können.

Ein schwacher Clint. Geschichte kommt mühsam in Gang, unnötiger Nebenplot mit Clints Privatproblemen, unerträglich schnulziges und beschönigendes Ende. Kein sinnvoller Beitrag zum Thema Todesstrafe