Boîte noire (FR 2021)

Als der Blackbox-Analyst Mathieu die Umstände eines tragischen Flugzeugabsturzes untersuchen soll, scheint der Fall recht schnell geklärt zu sein. Doch dann stößt Mathieu auf Ungereimtheiten und beginnt gegen alle Widerstände auf eigene Faust weiter zu ermitteln...

Ein talentierter und sehr verbissen recherchierender Ermittler (der irgendwie an Edward Snowden erinnert ^^) allein auf der Suche nach der Wahrheit hinter einem Unglück - diese einfache Prämisse wurde hier ohne großes Spektakel und Effekthascherei umgesetzt. Dass die Auswertung eines Flugschreibers derart spannend sein kann, hätte ich nicht gedacht, aber dank der hervorragenden Darsteller und der gelungenen Inszenierung (kann locker mit großen US-Produktionen mithalten!) bleibt der französische Film fesselnd bis zum Ende. Okay, hier und da ist er vielleicht etwas trocken und in bestimmten Aspekten arg konstruiert, dennoch kann ich "Boîte noire" (O-Titel) allen empfehlen die Lust auf einen feinen Verschwörungs-Thriller haben.

Korrektur: Filmlänge knapp 130 Minuten.

Inhalt: Nach einem Flugzeugabsturz glaubt der ermittelnde junge Techniker Mathieu Vasseur (beeindruckend gespielt von Pierre Niney, bekannt aus dem F.Ozons "Frantz") zuerst an einen Terroranschlag, da ein Araber an Bord war und auf dem Black Box kurz den Aufruf "Allah Akbar" zu hören ist... Mit der Zeit zweifelt er aber an dieser Erklärung und vermutet eine Verschwörung. Ist er krankhaft von dieser Idee besessen oder es steckt doch mehr hinter dieser Katastrophe?

Ein unglaublich stimmig geschriebener, genial inszenierter, hervorragend gespielter Paranoia-Thriller, der zwar auch an die Vorbilder wie Coppolas "Der Dialog" oder Brian De Palmas "Blow Out" erinnert, für mich aber aufgrund der Suspense und der Doppelbödigkeit der Story deutlich mehr von einem Alfred Hitchcock-film hat (nicht zuletzt auch wegen der Musikuntermalung bzw. Vertonung). Der Film thematisiert sowohl die heutige technische Entwicklung und das blinde Vertrauen daran als auch die psychische Strapazierung durch berufliche Belastung.
Ein Punktabzug gibt es trotzdem, da der Film mit seiner 140 Minuten-Laufzeit in der ersten Hälfte schon Längen aufweist und gut 10 Minuten kürzer sein könnte.
Der Film ist sicher nichts für Kinder (ohne Action oder Gewaltdarstellung und ohne billige Schockeffekte). Die Spannung wird durch die akustischen Wahrnehmungen und den Zweifel an dem Gehörten bzw. die bedrohliche Atmosphäre in dem letzten Drittel des Filmes erzeugt. Ich hoffe, dass der Film in den USA ausnahmsweise synchronisiert wird und Hollywood von einem billigen klischeehaften Remake absieht.

Fazit: Moderner „Hitchcock“ für Thrillerkenner und -Genießer. Note: 8,5 Punkte