A Christmas Carol (US 2009)

Disney's aktuellste Fassung von "A Christmas Carol" im "Polarexpress"-Look ist, sagen wir mal, ganz nett geworden. Die Geschichte ist ja mittlerweile ein alter Hut, schon 100 Mal verfilmt, mal in dieser mal in jener Fassung. Deshalb gibt es hier kaum Überraschungen. Die Animationen sind dagegen schon einen kleinen Schritt weiter als noch beim Polarexpress. Und leider merkt man an fast jeder Ecke, dass der Film voll auf 3D ausgelegt war. So kommen einem bei der normalen Heimkino-Fassung ständig Dinge ins Sichtfeld, was schon fast nervig wirkt, im Kino jedoch für den einen oder anderen Aha-Effekt gesorgt haben muss. Fällt dieses Element jedoch weg, so muss der Film versuchen durch seine Figuren zu überzeugen, und da fehlt mir dann doch irgendwie die emotionale Intensität, die vielleicht durch die Animation verloren geht. Jedenfalls ist der Film zu Weihnachten ganz nett, würde jedoch immernoch die klassische Realverfilmung mit Bill Murray ("Die Geister die Ich rief") vorziehen.

Wann macht Robert Zemeckis endlich wieder richtige Filme? Das denke ich mir schon lange, ist er doch für meinen All-Time-Favourite und einige weitere 10er-Filme verantwortlich. Da schon der Polarexpress sehr enttäuschend war und ich den Trailer hier ebenfalls nervig fand, gingen meine Erwartungen gegen 0. Doch welch Überraschung: Der Film ist die werkgetreuste Christmas Carol-Version geworden die ich bislang gesehen habe. Zemeckis nimmt sich hier sichtlich ein Beispiel an Burton und schuf eine herrlich düstere Atmosphäre, umrahmt von einer tollen Musik und den teilweise wirklich grandiosen 3D-Effekten, die hier zu keinem Zeitpunkt dem Selbstzweck verfallen sind: Es sieht einfach nur ganz toll aus. Inhaltlich ist die Geschichte ja längst bekannt, aber es gefällt, dass Zemeckis hier nicht so extrem zwischen gut und böse schwankt wie es bei den meisten Verfilmungen der Fall ist, sondern er seinen Scrooge nur als einen verbitterten etwas grimmigen Mann anlegt, den man einfach wieder in die richtige Richtung stoßen muss. Die Darsteller machen durch die Bank einen tollen Job und auch sonst gibts eigentlich nur einen kleinen Grund zu meckern: Die Ortswechsel wiederholen sich doch etwas arg in der Inszenierung. Aber ansonsten ein toller Film und definitiv nichts für kleine Kinder! (sogar ich bin in einer Szene zu Tode erschrocken ;) )

Abgesehen vom effekthascherischen 3D-Einsatz und dem für die Länge dann doch recht dünn ausgefallenen Storyboard - ist diese Version des Dickens-Stoffs gar nicht soo schlecht...

Mich täts allerdings wirklich freuen, wenn 3D-Kino sich von zig Kamerafahrten in "bisher noch nie gesehenen Einstellungen", sowie diversen, perspektivisch überzogenen Bildern weg entwickelt. Einfach zu einer Technik, die in gute Filme integriert wird, bzw. genutzt, um solche noch besser zu machen. Deshalb nicht mehr als 6/10.

FSK12 ist durchaus adäquat. Kinder in meinem Umfeld unter 10 (Jungs) würden das nicht schauen wollen. Aber: Star Wars 2 zB war nach meiner Erinnerung im Kino mit einer 12er Freigabe zu sehen (gemeint ist "The Empire strikes back"). Die "Schockeffekte" durch schnelle Kameraschwenks unterlegt mit dramatisch-gruseliger Musik waren da auch net schlimmer. Man denke nur an Lukes Kampf in der Höhle...

Ich muss sagen ich bin mehr als enttäuscht von Robert Zemeckis' Version der Weihnachtsgeschichte. Zunächst störte mich die von Zemeckis in letzter Zeit so heißgeliebte Performance Capturing Technik bei Weitem nicht so sehr wie befürchtet, ich kann sogar soweit gehen sie als passend zu bezeichnen, aber letztlich liegt dann doch genau da das Problem begraben. Denn Zemeckis übertreibts leider maßlos mit seiner Liebe für die 3D-Technik und so häufen sich leider fast schon in feinster Bay-Manier die effekthascherischen 3D-Action Sequenzen (Verfolgungsjagd darf natürlich auch nicht fehlen). Dieser teils quietschbunte visuelle Overkill überdeckt dann leider auch den Großteil der erkennbar guten Darstellerleistungen und führt eben leider auch dazu dass von der charakterlichen Entwicklung nicht viel übrig bleibt (da werden schnell die Pflichtszenen zwischengeschoben und gut ists).
Besonders ärgerlich ist, dass gerade die Geschichte des dritten Geistes, die doch eigentlich die schwerwiegendste und einflussstärkste sein sollte, bei Zemeckis leider zu argem Klamauk (inkl. besagter Verfolgungsjagd) verkommt. Am Ende ist es dann doch eher unglaubwürdig, der 180° Schwenk des Scrooge kommt etwas plötzlich, da wird dann auch zu viel gealbert.
Technisch hui, inhaltlich pfui. Schade eigentlich.

Da stimme ich meinen Vorrednern vollends zu, wenn es um die Tatsache geht, das der Film löblicherweise vorlagengetreu umgesetzt wurde, aber somit auch eher weniger geeignet ist für kleinere Kinder, ob seiner deutlichen Grusel-Effekte, und Erwachsenen-Themen.
Nichtsdestotrotz war aber genau die Haftung ans Original, was diese Version von Christmas Carol für mich funktionieren ließ. Denn ein gutes Stück Literatur korrekt in eine Film-Version umgesetzt, bleibt nunmal ein gutes Stück Literatur. Dickens Geschichte ist nicht umsonst in 1001 Version verarbeitet worden, denn die zugrunde liegenden Themen bleiben einfach zeitlos gut.
Was den Film aber dann endgültig auf die "Gut" Ebene für mich hob, war die teils geniale technische Umsetzung. Nicht nur die Animations-Abteilung liefert geniale, detailverliebte Arbeit ab, auch die 3D-Effekte gehören zu dem besten, was ich in diesem Bereich bisher sehen durfte.
Wer also die bekannte Geschichte noch nicht zu oft gesehen hat, und etwas verfrüht in Weihnachtsstimmung kommen möchte, dem kann ich Chrstmas Carol empfehlen.
PS: Das der Film für eine falsche Zielgruppe beworben wird, laste ich eher dem Studio an, nicht dem Film selbst...

Insgesamt ein toller Film der den Geist des Originals gut aufgreift und wiedergibt.
Was für mich jedoch völlig unverständlich bleibt, ist die Marketingkampagne. Sowohl der Trailer, als auch die Plakate die in Karlsruhe an jeder Ecke hängen versuchen ein Kinderfilm bzw. ein Familienfilm zu präsentieren.

Für mich ist dieser Film nie und nimmer ein Kinderfilm! Das war schon die original Vorlage von C. Dickens nicht und ist auch der Film nicht.
Daher ist der Film für mich zwar gelungen, aber durch seine teils verstörende Bilder definitiv nicht für Kinder geeignet.

@chifan:
aaaach sooooooo!!!!!

Wozu braucht man die x-te Verfilmung dieses Stoffes, vor allem, wenn sie nur als Mittel zum Zweck dient, daß Robert Zemeckis sich in 3D austoben kann? Ich kenne nun die literarische Vorlage (noch) nicht, aber einerseits scheint mir die Geschichte (schon aufgrund der Dialoge) recht vorlagentreu umgesetzt, doch auf der anderen Seite übertreibt es Zemeckis, wenn er einen alten Mann, auch wenn er animiert ist, zum zwanzigsten Mal vom Himmel fallen läßt. Bei diesen "Action"-Sequenzen hätte etwas weniger dem Film durchaus gutgetan. Die Figuren an sich sind jedoch, technisch gesehen, sehr gut umgesetzt, man findet einen enormen Detailreichtum (wenn es das Setting zuläßt), und die Grenzen des Motion-Capture-Verfahrens fallen nur sehr selten auf.
So ist dies eine technisch sehr gute, inhaltlich teils etwas gewöhnungsbedürftige Umsetzung eines Klassikers.

'Eine Weihnachtsgeschichte' für Erwachsene, präsentiert mit toller 3D- und Animations-Technik; hätte man ruhig in der Weihnachtszeit zeigen könnnen (wo es ja nun mal hingehört), auch wenn es als heimeliger Familien-weihnachtsfilm sicherlich nicht so gut ankommt. Aber als Alternative zu eben diesem hätte es bestimmt gerade auch dann sein Publikum gefunden.

Mensch janssen aber der Film ist in 3D! In DREI DEEEEH!

was soll/kann nach den muppets noch kommen?

Mit einem Weihnachtsfilm landete Jim Carrey seinen bisher größten Erfolg. Während der "Grinch" aber auf die gesamte Familie zugeschnitten wurde und mit seiner kunterbunten Optik begeisterte, ist die Charles-Dickens-Verfilmung "A Christmas carol" fernab von einem Familienfilm. Es ist sicherlich erfreulich, dass sich Robert Zemeckis sehr nahe an die Vorlage hält und dabei nahezu alle Dialoge übernimmt. Die Szenen, die er aber dazudichtet, sind überwiegend schrecklich (sowohl gruselig als auch qualitativ) - und spätestens beim Besuch des zweiten Geistes auch nicht mehr für Kinderaugen geeignet. Überhaupt ist die Stimmung des Filmes sehr düster und Carrey darf (in der deutschen Synchronisation) nur wenig herumalbern. Auch das passt natürlich wunderbar zu Charles Dickens Erzählung, die nicht an Kinder gerichtet war - ich befürchte aber, dass das nur die wenigsten Eltern wissen und daher mit voller Freude ihre Kinder in den FSK 12 (und das mit Recht!) mitschleppen.

Ältere Weihnachtsfreunde könnten aber durchaus ihre Freude an "A Christmas carol" haben. Die 3D-Effekte sind toll (man möchte die Hand ausstrecken, um den Schnee zu berühren) und es wird wirklich ein extremes, zuckersüßes Loblied auf die (weihnachtliche) Nächstenliebe gesungen. Wieso man aber teilweise derartig hässliche Verunstaltungen an den animierten Darstellern (Colin Firth mit Schweinebäckchen, Bob Hoskins als Mr. Fezziwig), bleibt mir unverschlossen.
Letztlich prognostiziere ich aber mal, dass "A Christmas carol" den Disney-Studios keinen fröhlichen Geldregen bescheren wird. Wie man die (geschätzten) 175 Millionen US-Dollar Budget wieder reinholen möchte, kann ich mir nicht erklären...